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Teamdiagnostik

Fragebogen zur Mannschaftskohäsion (MAKO-02)

Theorie und Werdegang
Der Begriff Kohäsion ist von cohaesus, der Perfektform des lateinischen Verbs cohaerere, abgeleitet, was so viel wie zusammenhängen oder miteinander verbunden bzw. verwachsen sein bedeutet. Gruppenkohäsion wird im Allgemeinen als ein charakteristisches Merkmal funktionierender Gruppen angesehen. Begriffe wie Zusammenhalt, Teamgeist, Gruppenmoral oder Gruppenklima werden oft synonym verwendet. Seit dem Beginn der systematischen Kohäsionsforschung um 1950 (Festinger, Lewin, Lüschen u. a.) traten immer wieder Probleme mit der Konzeptionalisierung und Operationalisierung des Kohäsionskonstrukts auf, die bis heute nicht befriedigend gelöst sind. Eine hohe internationale Akzeptanz in der Kohäsionsforschung der Gegenwart erzielte die kanadische Arbeitsgruppe um Albert Carron. Carron, Brawley und Widmeyer (1998) definieren Kohäsion als „ ... a dynamic process which reflected in the tendency for a group to stick together and remain united in the pursuit of its instrumental objectives and/or for the satisfaction of member affective needs“ (1998, S. 213).
Carron, Widmeyer und Brawley (1985) entwickelten den Group Environment Questionnaire (GEQ) in dem konzeptionell zwischen vier Dimensionen der Gruppenkohäsion unterschieden wird, wovon zwei Dimensionen individuelle und zwei gruppenbezogenen Perspektiven abbilden. Die individuelle Sicht beschreibt, wie stark das Zugehörigkeitsgefühl (Identifikation) und die Bindung (Attraktivität der Gruppenmitgliedschaft) des Einzelnen zur Gruppe ist (Attraction to Group, ATG), während in einer zweiten Perspektive eher die wahrgenommene Geschlossenheit (Group Integretion, GI) der gesamten Gruppe abgebildet wird. Diesen beiden Perspektiven wird zusätzlich eine Aufgaben- (Task) und Sozialorientierung (Social) zugeschrieben. Wilhelm (2001) übersetzte den GEQ ins Deutsche und setzte ihn in seinen Studien bei verschiedenen Sportgruppen ein. Ohlert (2012) legte mit dem Kohäsionsfragebogen für Individual- und Teamsport – Leistungssport (KIT-L) eine weitere deutsche Adaptation des GEQ vor.
Der Einsatz des GEQ-D in Untersuchungen im Eishockey (Stoll & Ilge, 2001; Lau & Stoll 2001) und Fußball (Winkler, 2002) brachten Erfahrungen und Ergebnisse, die eine uneingeschränkte und sportartunabhängige Anwendbarkeit des vierdimensionalen GEQ-Konzepts in Frage stellen. Zudem sehen zahlreiche Autoren eine zweidimensionale Unterscheidung in Aufgaben- und Sozialkohäsion als hinreichend an, um das Ausmaß des Gruppenzusammenhalts abzubilden (u. a. Baumann, 2012; Heuzé, J.P. & Fontayne, P., 2002; Lau & Stoll 2002; Meding, 1988). Diese Situation führte zu einer sportartbezogenen Modifizierung des GEQ-D für Teams in den Mannschaftssportspielen. Lau und Stoll kamen nach faktorenanalytischen Prüfung der Kohäsionseinschätzungen von Spieler/innen zu einem zwei-dimensionalen Modell der Mannschaftskohäsion, die als ein Gruppenmerkmal zu charakterisieren ist, das vom Grad der wahrgenommenen Geschlossenheit durch die Mitglieder realer Sportteams bestimmt ist. Die teambezogenen Kognitionen (Gedanken, Wahrnehmungen, Einsichten etc.) und Emotionen (Bindung, Freundschaft, Vertrauen etc.) der Gruppenmitglieder lassen sich mit Hilfe des Fragebogen zur Mannschaftskohäsion (MAKO-02) in den zwei Subdimensionen Aufgabenkohäsion (Teamwork) und Sozialkohäsion (Teamgeist) abbilden (Lau & Stoll, 2002, 2003; Lau, 2005; Lau & Stoll, 2007).


Literatur- und Quellenverzeichnis zum MAKO-02

Lau, A. & Stoll, O. (2002). Validität und Reliabilität des Fragebogens zur Mannschaftskohäsion von Sportspielmannschaften (MAKO-02). In S. Schulz (Hrsg.), Bericht über den 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Berlin (S. 374). Lengerich: Papst Science Publishers.

Lau, A., Stoll, O. & Hoffmann, A. (2003). Diagnostik und Stabilität der Mannschaftskohäsion in den Sportspielen. Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge, 44 (2), 1-24.

Lau, A. (2005). Die kollektive Leistung in den Sportspielen – eine interdisziplinäre Analyse. Habilitationsschrift. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Lau, A., Stoll, O. & Schneider, L. (2004). Development of a Questionnaire to Measure Cohesion in Team Sports. Conference Proceedings - Association for the Advancement of Applied Sport Psychology in Minneapolis/Minnesota (p. 66).

Lau, A. & Stoll, O. (2007). Gruppenkohäsion im Sport. Psychologie in Österreich, 27 (2), 155-163.

Die vollständige Literaturliste kann beim Ansprechpartner angefordert werden.